Seit 1992 Jahren verhindert der Widerstand in der FREIen HEIDe die Inbetriebnahme des ehemaligen sowjetischen Bombodroms durch die Bundeswehr. Das 80 km nördlich von Berlin gelegene Gelände wäre mit 142 qkm der größte Luft-Boden-Schießplatz Europas.

Die Vorbereitung von Angriffskriegen
Luftwaffenverbände der NATO und der zukünftigen EU-Eingreiftruppen sollten dort ihre weltweiten Interventionseinsätze üben. Im Unterschied zu anderen deutschen Übungsplätzen könnten hier alle Arten von Einsätzen geübt werden: Abwürfe mit zielsuchenden Bomben aus Höhen bis zu 4000 m Höhe, Rollenspiele mit Luftab-wehrkräften und Bodentruppen, Atombombenabwürfe, Einsätze der Uranmunition verschießenden A10 und andere.

Der Übungsplatz passte genau in das Konzept der Bundeswehr, in größerem Umfang als bisher internationale militärische Übungen, so genannte Hochwertübungen, in Deutschland abzuhalten. Die Bundesregierung hatte ein zentrales politisches Interesse an der Einrichtung dieses Truppenübungsplatzes, da sie durch ihn ihre militä-rische Rolle bei "Missionen" verstärken kann, wie es dem Artikel I-41 (6) der "EU-Verfassung" entspricht.

... und die Bedrohung eine Region
Die betroffene Bevölkerung in der Kyritz-Ruppiner Heide kennt die Auswirkungen des Übungsplatzes, da sie nach den Zwangsenteignungen in den 1950er Jahren 40 Jahre lang Kriegsübungen vor der Haustür zu ertragen hatte. Nun sollte ihr die stalinistische Enteignung als bundesdeutsches Recht zugemutet werden, legalisiert durch das Bundesverwaltungsgericht unter Berufung auf den oktroyierten "Einigungsvertrag". Die Bevölkerung kämpfte für ihr Recht und gegen die Vorbereitung von Angriffskriegen mit juristischen und politischen Mitteln. Gemeinden und Privatpersonen klagten über alle Instanzen, an den regelmäßigen Demonstrationen nahmen bis zu 10 000 Menschen teil. Konzepte für eine zivile Nutzung wurden entwickelt. Auch lokale PolitikerInnen und UnternehmerInnen unterstützten zunehmend diese Bürgerbewegung, nicht zuletzt weil der Luftkrieg die begonnene wirtschaftliche Entwicklung dieser touristisch ausgerichteten Wald- und Seenregion bedrohte.

Die möglichen Auswirkungen des Übungsplatzes infolge von Fluglärm, Fehlabwürfen und Abstürzen, aber auch durch die Belastung mit Flugzeugabgasen und Zündstoffen, möglicherweise sogar durch Unfälle mit Uranmunition, konnten nur erahnt werden. Die Bundeswehr machte trotz gerichtlicher Auflagen den anliegenden Gemeinden nur unzureichende Planungsunterlagen zugänglich.

Trotz des breiten Protests der Bevölkerung und ihrer UnterstützerInnen aus der ganzen Bundesrepublik war lange Zeit damit zu rechnen, dass das Bundesverteidigungsministerium sich letztendlich wird juristisch würde durchsetzen können und das Bombodrom in Betrieb nehmen würde. Die wesentlichen bautechnischen Vorbereitungen waren bereits abgeschlossen.

Breiter Widerstand war nötig
Was blieb zu tun, als der Verteidigungsminister wieder einmal "sofortigen Vollzug" anordnete? Vom Sommer 2004 bis Juli 2009 unterzeichneten ca. 2000 Personen die folgende Erklärung, mit der sie sich verpflichteten, weiteren Widerstand zu leisten, wenn die militärischen Übungen beginnen.

Die Unterzeichnenden erklären:

Wenn die Bundeswehr das Gelände in Betrieb nimmt, werden wir auf den Platz gehen, um die Einsätze durch unsere Anwesenheit zu behindern, damit
- keine weitere Vorbereitung von Angriffskriegen auf dem Gelände des ehemaligen Bombodroms stattfinden kann,
- die Bevölkerung rund um das Gelände und in den Einfluggebieten nicht die Fortsetzung von 40 Jahren Luftkriegsübungen erleiden muss,
- das Unrecht aus der Ära Stalins nicht in bundesdeutsches Recht umdefiniert wird,
- die Natur in der Region nicht noch mehr verseucht und zerstört wird,
- die Steuermittel produktiven und sozialen Zwecken dienen können und
- die Kyritz-Ruppiner Heide endlich wieder zivil genutzt wird.


Die Unterzeichnenden sind einverstanden, dass ihre Namen und Wohnorte zusammen mit der oben abgedruckten Erklärung „Bomben nein – wir gehen rein!“ veröffentlicht werden, wenn es insgesamt mindestens 100 Unterschriften sind.


Die meisten UnterzeichnerInnen leben in der Region, sie bekamen aber Unterstützung aus dem gesamten Land.
Initiiert wurde die Erklärung von den TeilnehmerInnen der Sommeraktionstage 2004.
Die Liste der Namen und Wohnorte der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner wurde in der lokalen Presse und auch im Internet veröffentlicht. Ziel der Kampagne war es, gut vorbereitet zu sein, falls das Bombodrom doch legalisiert und die militärische Nutzung beginnen würde.

Am 9. Juli 2009 erklärte der Bundesverteidigungsminister den Verzicht auf die Einrichtung eines Luft-Boden-Schießplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide, im März 2010 den völligen Verzicht auf die weitere militärische Nutzung des Geländes. Die Kampagne "Bomben nein - wir gehen rein!" ist erfolgreich abgeschlossen.

Hier gibt es den Aufruf als PDF zum Download.
Links zu anderen Initiativen im Bombodrom-Widerstand hier

Die Kampagne wurde koordiniert von der FREIe HEIDe Gruppe Neuruppin-Berlin.
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